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Der Vorliegende Text müsste paraphrasiert werden

Die Geschichte der Menschheit ist eine Abfolge von Konflikten, Auseinandersetzungen und Kriegen. Seit dem Menschen begannen Staaten zu bilden, ist die bewaffnete Konfrontation ein gängiges Mittel um zu expandieren, seine Macht zu sichern oder um gegen bestehende Verhältnisse zu revoltieren. Diese Ereignisse waren zu allen Zeiten soziale, kulturelle und wirtschaftliche Katastrophen. Dabei starben Menschen und dies nicht nur durch die direkte Beteiligung an Kriegshandlungen. So kam es auch zu Gewaltakten die explizit gegen die Zivilbevölkerung gerichtet waren. Dies ist der Fall wenn die Bevölkerung oder eine Bevölkerungsgruppe, der meist unterlegenen Seite, nicht in die Gesellschaft der Sieger integriert werden sollte, sondern man sie auslöschen wollte um beispielsweise die eigene Macht zu demonstrieren. Diese Vernichtungen von Gruppen oder eines gesamten Volkes, kann von der Antike bis in die jüngste Vergangenheit beobachtet werden. So wurde Karthago von den Römern 146 v.Chr. nicht nur besiegt, sondern komplett zerstört und die Bevölkerung getötet oder versklavt. Ähnlich gingen die spanischen Eroberer mit den Ureinwohnern der Inka, Maya und Azteken um, während sie Südamerika eroberten. Ein Beispiel für einen Genozid, der auch auf Grund der Opferzahl von etwa 6 Mio. Menschen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben kann, ist wohl der Holocaust des Dritten Reichs. Dieser richtet sich aber im Unterschied zu den anderen Beispielen nicht gegen unterlegene Feinde, deren Territorium erobert wurde. Hier sollte die gesamte Gruppe der Menschen jüdischen Glaubens vernichtet werden und dies aus ideologischem Denken heraus.

Doch als verbrecherischer Akt wird eine solche Vorgehensweise gegen Menschen, in Kriegs- aber auch in Friedenszeiten, erst seit 1948 offiziell angesehen und unter Strafe gestellt. Dies geschah in der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes, der Vereinten Nationen. Dabei wurde der Völkermord oder auch Genozid, hier klar definiert. Gerade in Zeiten, in denen es zu vielen Gewaltakten von Militärs gegen die Bevölkerung kommt, können gewisse Ereignisse unter diesen Verdacht fallen. Eine Häufung solcher Ereignisse sind in der Zeit des Kolonialismus der europäischen Mächte zu finden. Die Gewalt mit der die neuen Herrscher vorgingen hatte zur Folge, dass es in vielen Kolonien Afrikas oder Asiens zu Aufständen gegen sie kam. Diese endeten nicht selten in blutigen Gemetzeln, bei denen viele, besonders auf der Seite der indigenen Bevölkerung, getötet wurden. Die waffentechnisch überlegenen Kolonialherren gingen mit äußerster Brutalität vor, da sie die Ureinwohner oft als minderwertige Menschen ansahen. Als Beispiele sind hier der Zulukrieg oder die Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstands zu nennen. Bei diesen Konfrontationen kämpften die Afrikaner darum ihre Freiheit wieder zu erlangen, aber durch ihre technische Unterlegenheit, hatten sie keine Chance gegen die Kolonialherren. Folgen dieser Aufstände waren nicht selten eine rechtliche Schlechterstellung oder erhebliche Landverluste die, die Stämme hinnehmen mussten.

Ein solcher Konflikt, der in seiner Wertung ob es sich um einen Genozid handelte als Streitfall gilt, ist gerade in der deutschen Kolonialgeschichte besonders präsent. Es handelt sich um die Niederschlagung der Aufstände der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika von 1904 bis 1908. Hierbei kam es nicht nur zu Kämpfen gegen Aufständische bewaffnete Kräfte, sondern auch zu regelrechten Massakern an Frauen, Kindern und Alten. Im Verlauf der Kämpfe ordnete der Befehlshaber Lothar von Trotha an keine Gefangenen zu machen. Es kam unter ihm sogar zu einem Vernichtungsbefehl gegen die indigenen Stämme. Außerdem wurden Lager zur Internierung und Zwangsarbeit eingerichtet. In diesen herrschten so katastrophale Bedingungen, dass dabei weitere tausende Tode zu beklagen waren. Bis heute gibt es Thesen die, die Ereignisse von einem normalen Vorgehen in einem Kolonialkrieg bis hin zum Genozid einordnen. Auch die verschiedenen Regierungen Deutschlands nahmen und nehmen bis heute keine klare Position ein. Zwar beschäftigte man sich mit dem Thema, aber es kam lediglich zur Anerkennung einer besonderen Verantwortung gegenüber Namibia. Lediglich die damalige Entwicklungsministerin Heide Wieczorek-Zeul entschuldigte sich im Jahr 2004, in einer Rede vor Herero und Nama, aber offiziell gab es keine Stellungnahme der Bundesregierung an die Nachfahren. Man wiegelte ab und schob alle Verantwortung von sich. 2011 sollte ein Zeichen zur Aussöhnung gesetzt werden, doch kam es zu einer blamablen Rückgabezeremonie eines kleinen Teils der damals geraubten Schädel der Opfer dieses Kolonialkrieges. Somit erhitzen die Ereignisse von damals bis heute die Gemüter.

Diese Arbeit soll sich diesem Thema widmen. Um die damaligen Verhältnisse besser verstehen zu können, wird zunächst die Kolonie Deutsch-Südwestafrika betrachtet, sowie der Umgang der Deutschen mit der indigenen Bevölkerung. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Schutzverträge die, die Deutschen mit den Afrikanern schlossen eingegangen. Danach werden die Geschehnisse von 1904 bis 1908 betrachtet und auch die Ursachen, die zu diesem Kolonialkrieg führten, aufgezeigt. Im Anschluss daran beschäftigt sich die Arbeit mit der Wertung, ob das Vorgehen des Oberbefehlshabers Lothar von Trothas, als Völkermord zu werten ist. Zu diesem Zweck wird zunächst der Begriff des Genozids bzw. Völkermordes definiert. Im Anschluss soll ein Blick in die Forschung geworfen werden, die sich kontrovers mit dieser Thematik auseinander setzt. Danach soll eine eigene Wertung auf Grundlage der Definition und der erörterten Forschungsthesen folgen. Abschließend wird noch ein Blick auf die Frage der Wiedergutmachungspolitik Deutschlands folgen. Ein Resümee soll, am Ende, die wichtigsten Punkte noch einmal aufzählen und die Arbeit abrunden.

2. Das Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika

a) Ein Platz an der Sonne - Beschreibung der Kolonie

Das Schutzgebiet des Deutschen Reichs befand sich im Südwesten Afrikas, direkt am Atlantischen Ozean. Im Norden wurde es von dem Gebiet der Kunene und der portugiesischen Kolonie Angola begrenzt. Östlich und Südlich grenzte es an die britischen Gebiete Britisch Betschuanenland und an die Kapkolonie. Das Schutzgebiet hatte eine Größe von 835.100 km2 und war damit die zweitgrößte deutsche Kolonie. 1

Die gesamte Kolonie war in 16 Bezirke eingeteilt. In Windhuk hatte der Gouverneur und die ihm unterstellte Verwaltung ihren Sitz. Die einzelnen Bezirke hatten Distriktchefs. 2 Im Westen der Kolonie befand sich der Wüstenstreifen der Namib, hier war es nahezu regen los und daher, gab es auch keine Vegetation oder Flächen in der Landwirtschaft hätte betrieben werden können. Östlich davon geht das Land allmählich von einer Halbwüste, über Steppenland, in eine tropische Savanne über. Außerhalb des Wüstenstreifens im Westen gab es gute Weideländer. 3 Daher war es Stämmen, wie den Hereros, möglich hier Viehzucht zu betreiben. Diese natürliche Gegebenheit zog schon im 18. Jahrhundert weiße Siedler und Händler an. Auch unter deutscher Herrschaft waren die Siedlungen hauptsächlich auf Viehzucht ausgerichtet. Aber es gab im Norden, auch kleinere Farmen die sich dem Garten- und Ackerbau widmeten. Durch künstliche Bewässerung war es ihnen möglich, u.a. Kartoffeln, Mais, Orangen, Zitronen und Tabak zu produzieren. Neben der Landwirtschaft gab es aber auch industrielle Anlagen, die durch die Deutschen gegründet wurden. 1914 waren dies u.a. vier Maschinenfabriken, zwei Eisenbahnwerkstätten, zwei Elektrizitätswerke, zwei Kalksteinwerke, ein Sandsteinwerk und zwei Bierbrauereien. Außerdem gab es acht Banken um den Geldverkehr untereinander und mit dem Deutschen Reich sicher zu stellen.

Um die produzierten Güter ausführen zu können, verkehrten die Frachtschiffe der Woermann-Linie, der Hamburg-Amerika-Linie und der Hamburg-Bremen-Linie von der Kolonie ins Mutterland. Post und Passagiere transportierten die Schiffe der Ostafrikalinie. Die Dampfer verkehrten jeweils von der Lüderitzbucht oder von Swakopmund aus. 4 Der Transport innerhalb der Kolonie war durch verschiedene Bahnlinien geregelt. Hier zu nennen ist die Nord-Süd-Bahn die Karibib, Windhok und Keetmanshop miteinander verbannt. Die Südbahn von die von Lüderitzbucht nach Seeheim, Keetmanshop und Kalkfontein führte. Die Otavi-Bahn verkehrte zwischen Swapkopmund, Otavi, Tsumeb und Groofontein. Außerdem gab es noch die Swapkopmund-Bahn die Skapkopmund mit Windhuk verbannt, die Umbo-Land-Bahn und eine Linie über Otjiwarango, Outjo und Okankuego.

Auch ein Kommunikationsnetz wurde durch die Deutschen in Deutsch-Südwestafrika errichtet. Es war über das gesamte Schutzgebiet verteilt, 1913 umfasste es 102 Post- und Telegraphenanstalten. In der Lüderitzbucht und in Swakopmund befanden sich Reichsfunkentelegraphenstationen, die über ein englisches Unterseekabel mit dem Weltverkehr verbunden waren. 5

Die einheimische Bevölkerung wurde 1912 auf ca. 82.000 geschätzt. Vor den Aufständen von 1904 bis 1908 gab es schätzungsweise 200.000 bis 300.000 Ureinwohner. Diese Bevölkerungsgruppe hatte eine ethnisch und sprachlich verschiedene Herkunft, denn sie bestand sie aus mehreren Stämmen. Einer dieser Stämme war der, der Buschmänner, sie lebten im Osten des Landes und in Teilen der Kalahari. Sie gelten als die wahren Ureinwohner des Landes, da sie am längsten in diesem Gebiet leben. Im Süden, auch Groß-Namaland genannt, lebten die Nama, die von den Europäern zu Kolonialzeiten auch Hottentotten genannt wurden. Sie besiedelten dieses Land, da sie von den weißen Siedlern aus dem britischen Kapland hierher verdrängt wurden. Der mittlere Teil des Schutzgebietes, also das Damaraland, ist das Hauptsiedlungsgebiet der Herero. Im Amboland, im Norden, lebten die Owambos, sie standen den Hereros kulturell besonders nahe. 6 Als letzte Bevölkerungsgruppe ist die weiße Bevölkerung zu nennen. Im Jahr 1913 betrug ihre Zahl 14.830. 7 Darunter waren ca. 12.000 Deutsche. 8

b) Der Umgang mit den Afrikanern in dieser Kolonie

Zunächst ist festzuhalten, dass die Deutschen die schwarzen Einheimischen als "Wilde", bzw. als bloße "Untertanen" mit "Sklavennatur" ansahen. 9 Deshalb war Rassentrennung und Unterdrückung ein gängiges Mittel im Umgang mit der indigenen Bevölkerung. Nach eigenem Verständnis, sollten die Deutschen eine Oberschicht bilden. Deshalb war es ihre Aufgabe Farmen und Geschäfte aufzubauen und zu betreiben. Die Afrikaner sollten wiederrum, als Arbeiterschicht angesehen werden. Ihnen fiel also die Aufgabe zu, auf den Farmen zu arbeiten oder andere niedere Arbeiten für die Kolonialherren zu verrichten. Somit sollte gleichzeitig jede Rassenvermischung unterbunden werden. 10

Die Rassenforschung dieser Zeit bot Belege für das Denken, dass Afrikaner ein minderwertiges Volk seien. So spricht der Naturwissenschaftler und Mediziner Heinrich Zeidler in seiner Doktorarbeit davon, dass das "Vorkommen gewisser Merkmale" in der Gesichtsmuskulatur der Herero, "als primitive" angesehen werden müssen. Somit kommt er zu dem Schluss, dass die Herero Vertreter einer niederen Rasse sind. 11 Dieses Denken beflügelte die Annahme der Überlegenheit und führte zu Theorien die, die Assimilierung und Tötung legitimierten. 12

Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass die Kolonialherren keine staatlichen Eingeborenenschulen einrichteten. Der Unterricht für die schwarze Bevölkerung erfolgte ausschließlich durch die Missionen. Hierbei ist zu bemerken, dass sowohl die evangelische, als auch die katholische Mission Unterricht für die Ureinwohner abhielten. Bis 1913 gab es insgesamt 54 Missionsschulen in der Kolonie. 13

Obwohl die Rassen unter sich bleiben sollten, kam es zu Beziehungen zwischen deutschen Männern und afrikanischen Frauen. Diese entstanden nicht nur aus dem Mangel an europäischen Frauen heraus, sondern auch aufgrund wirtschaftlicher Vorteile im Fall einer Ehe. So brachten die Afrikanerinnen eine Mitgift in Form von Land mit und man konnte sich der Hilfe der Familie, bei z.B. der Bewirtschaftung der Felder oder in der Viehzucht, sicher sein. Doch ergab sich hieraus auch die Streitfrage über die Nationalität der Nachkommen. Denn nach dem damaligen Gesetz hätten diese Deutsche werden müssen, da sie einen deutschen Vater hatten. Trotz der Vorbehalte kam es bis 1903 zu 42 Hochzeiten zwischen deutschen Männern und afrikanischen Frauen. 14 Doch nach der Niederschlagung der Aufstände von Herero und Nama, wurden die existierende Ehen zwischen Deutschen und Ureinwohnern annulliert und alle sexuellen Beziehungen stigmatisiert. 15

Der Handel zwischen den Siedlern und der indigenen Bevölkerung beschränkte sich bis 1904 auf Tauschgüter wie z.B. Elfenbein, Straußenfedern, Hörner und Felle. Doch durch die Folgen der Herero und Nama Aufstände, kam es danach zu keinem Tauschhandel mehr. 16 Soweit beschreibt die offizielle Quelle den Handel mit den Ureinwohnern. Dennoch betrieben manche Händler mit den Afrikanern rege Geschäfte, vor allem mit Branntwein und Gewehren. Hierbei drängten die Europäer den Afrikanern Kredite auf, die horrende Zinsen hatten. Die Schulden trieben sie im Nachgang rücksichtslos, mit aller Gewalt, wieder ein. 17 Zu den Methoden der Händler und deren Folgen wird an anderer Stelle noch genauer eingegangen.

Wie schon an anderer Stelle beschrieben, sahen die Deutschen die Afrikaner als nahezu rechtlose Arbeitssklaven an. 18 Somit war die indigene Bevölkerung auch rechtlich schlechter gestellt als die weiße. So kam es zu "eklatanten Missachtungen des Rechts und zu groben Misshandlungen von Eingeborenen bei gleichzeitiger Einseitigkeit der Kolonialjustiz". 19 Deshalb bekam beispielsweise ein Eingeborener die Todesstrafe für die Ermordung eines Weißen. Ein Weißer der einen Ureinwohner tötete, kam hingegen mit drei Jahren Gefängnis davon. 20 Dies zeigte sich auch bei der damals üblichen Prügelstrafe. Diese war ein gängiges Rechtsmittel der Bestrafung und Züchtigung. 21 Besonders die Arbeiter auf den Farmen waren davon betroffen. Bei Angehörigen der Großleute, also der Familie von Häuptlingen, kam dies nur in Einzelfällen vor. Dies hätte nämlich als Politikum betrachtet werden können. 22 Stellenweise wurde die Nilpferdpeitsche sogar als einziges Mittel betrachtet, mit dem man die Eingeborenen zivilisieren konnte. 23

b) a) Deutsche Schutzverträge und ihre Folgen für die afrikanischen Stämme

Nach der Erklärung der deutschen Schutzherrschaft vom 07.08.1884, begann die deutsche Regierung Schutzverträge mit den eingeborenen Stämmen zu schließen. Hierbei nahmen, beispielsweise Stämme der Nama Gebietsabtretungen hin, während Häuptlinge der Hereros fast nur Verträge über Minenkonzessionen annahmen. 24 In den Verträgen wurde den Häuptlingen ein jährliche Rente zugesichert. Dafür hatten sie nun die Aufgabe inne, im Land des Kaisers für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dies hatte auch den positiven Nebeneffekt, dass die Häuptlinge formal noch Herrscher ihres Volkes waren. Jedoch sicherten sie die Herrschaft der Kolonialherren. 25 Bei den Vertragsabschlüssen nahmen die Missionare, die schon seit 1829 im Süden Afrikas aktiv waren, großen Einfluss. 26 Sie fungierten nicht nur als Dolmetscher, sondern rieten den Häuptlingen die Verträge anzunehmen. So kam der Vertrag zwischen der deutschen Kolonialregierung und den Nama von Bethanien vom 28.10.1884 nur zustande, weil der Missionar Bam den Capitein zu einem schnellen Vertragsabschluss überredete. Auch der Vertrag mit dem Großhäuptling der Herero, Maharero, vom 21.10.1885, wurde nur aus dem Grund geschlossen, weil Missionar Hugo Hahn seinen persönlichen Einfluss geltend machte. Die Missionare halfen der Regierung, da sie die Pazifizierung des Landes vorantreiben wollten. 27 Das Hauptanliegen der Verträge, war die Aufrechterhaltung des inneren Friedens. 28 Besonders Theodor Leutwein, der von 1894 bis 1905 Gouverneur der Kolonie war, vertrat die Ansicht, dass die Herrschaft "ohne Blutvergießen" einrichtet werden sollte. Besonders wichtig war ihm, dass Aufstände nicht als "Krieg" oder "Rassenkampf" in Deutschland gedeutet wurden. 29 Dennoch rechtfertigten die Schutzverträge aber auch das Eingreifen deutscher Truppen bei Aufständen. Unter Landeshauptmann Curt von François, kam es zu einer Auseinandersetzung gegen die Angehörigen der Nama, unter Kaptein Hendrik Witbooi. Nach dem Friedensschluss der Nama mit den Herero, fürchtete von François ein gemeinsames Vergehen gegen die deutsche Schutztruppe. Außerdem erkannte Witbooi die deutsche Herrschaft nicht an, so kam es zu dem militärischen Eingreifen der Deutschen. Am 12.04.1893 konnte Witbooi zwar mit fast allen seiner bewaffneten Männern fliehen, dennoch töteten die Schutztruppler bei dem Massaker in Hornkranz 80 Afrikaner, die Mehrzahl davon waren Frauen und Kinder. Witbooi konnte erst über ein Jahr später gefasst und dazu gezwungen werden, die deutsche Alleinherrschaft anzuerkennen. 30

Somit folgte der rein rechtlichen Unterwerfung, durch die Verträge, die auch durch die Besetzung durchgeführt wurde, nun eine tatsächliche Unterwerfung durch militärische Einsätze. 31 Als anderes Resultat dieses Gemetzels, traten die Missionare nun als Vermittler bei Kampfhandlungen auf. Beispielsweise bei den Erhebungen der Khaua und Mbandjeru 1896 und der Swartboois 1897/98, machten sie den Afrikanern klar wie zwecklos jeder Widerstand ist. 32 Somit konnten diese Aufstände beendet werden.

Dennoch erfüllten die Verträge auch einen weiteren Zweck, nämlich Land für Siedler bereit zu stellen. Die Kolonialregierung wollte zwar Reservate für die Ureinwohner einrichten, aber diese sollten fernab der Verkehrswege liegen. Dennoch gab es in den Verträgen kein Recht auf den ursprünglichen Besitz der afrikanischen Bevölkerung oder die Einrichtung von Reservaten. 33 Deshalb kam es auch gelegentlich zu gewaltsamen, willkürlichen Bodenenteignungen, die formal von den Verträgen gedeckt waren.

Im Endeffekt unterhielt man Deutsch-Südwestafrika, aber auch die anderen Kolonien, nur aus wirtschaftlichen Interessen heraus. Dies wird im Effizienzgedanken der Kolonialpolitik deutlich: "Das Endziel jeder Kolonisation ist, von allen idealen und humanen Beiwerk entkleidet, schließlich doch nur ein Geschäft" 34 Deshalb kam es überhaupt erst zu den Verträgen. Es war einfach billiger die Häuptlinge einzubeziehen um ihr Land zubekommen, als die Stämme mit viel Militär aus dem Land zu jagen. Außerdem wollte man auf die Arbeitskräfte, die man zum Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft braucht, nicht verzichten.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Afrikaner von Verwaltungsbeamten, Soldaten und Siedlern schlecht behandelt wurden. Dies lag wohl zum Großteil an dem Rassismus jener Zeit. In Einzelfällen bekamen sie jedoch Hilfe von Missionaren. Dennoch akzeptierten auch sie keinen Widerstand, gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit. Dies wurde als unchristlicher Hochmut oder als Bestätigung für das Vorurteil der Unzuverlässigkeit der Schwarzen ausgelegt. 35

3. Die Aufstände der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika

a) Gründe die zu der Erhebung führten

Die Gründe für die Aufstände der Herero und Nama sind verschieden, dennoch liegt der Kern beider Erhebungen im schlechten Umgang der Deutschen gegenüber den indigenen Völkern.

1897 mussten die Herero eine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Krise hinnehmen, denn es kam es zu einer Rinderseuche, welche einen Großteil ihrer Herden auslöschte. In einigen Stationsplätzen konnte man durch Impfungen, zwar zwischen 50% und 80% der Rinder von Siedlern und Herero retten, aber außerhalb dieser Plätze fielen 95% des Viehbestands der Seuche zum Opfer. Das traf die Herero schwer, da sie sich auf die Viehzucht spezialisiert hatten und wirtschaftlich vollkommen von den Rindern abhängig waren. 36 Die schnelle Verbreitung der Seuche wurde, u.a. durch das Tränken des Viehs an Wasserstellen, welche von verwesenden Tieren verseucht wurden, begünstigt. Doch auch die allgemeine Unterernährung spielte eine entscheidende Rolle. 37 Außerdem kam es in der gleichen Zeit zu einer Malaria-Epidemie im Hereroland. Diese war so schwer, dass es in manchen Teilen des Gebiets nur noch 8-10% gesunde Menschen gab. Diesen Katastrophen folgten ein Heuschreckeneinfall und eine Dürreperiode.

Diese Ereignisse sorgten aber nicht nur für wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten unter den Herero, es kam auch zu einem kulturelle Schaden. Dieser lässt sich daher erklären, dass Vieh keinen Marktwert für die Afrikaner darstellte, sondern ein Zeichen für Macht und Prestige seines Besitzers war. Durch die Reduzierung der Herden, hatten die Herero nun kein Marktmonopol für Rinder mehr. Das hatte zur Folge, dass die Preise für Rind stiegen. Nun war es profitabel geworden eine Zucht zu betreiben, doch hierfür brauchten die weißen Farmer neue Arbeitskräfte. Durch die zunehmende Verarmung der Großleute, gestellten diese in großer Zahl, Stammesangehörige als Arbeiter für die Farmer. So waren die Herero nun gezwungen für die Deutschen zu arbeiten oder sich für ihr weiteres Auskommen, dem Gartenbau zu widmen. Außerdem waren die Ureinwohner durch die wirtschaftliche Not gezwungen Teile ihres Landes zu verkaufen. So konnten die weißen Siedler das Land für neue Siedlungen und eigene Herden nutzen. Außerdem veräußerten einige Häuptlinge, aus Gewinnsucht oder als Schuldentilgung an Händler, weitere Teile ihres Gebietes. Dieses Land wurde zumeist an Bergbaugesellschaften und Siedler abgetreten.38 Obwohl die Ureinwohner Teile ihres Landes abgeben mussten, war dies nicht der alleinige Grund für ihren Aufstand. Denn 1904 war die Landnot der Herero noch nicht so akut und es gab Planungen über die Einrichtung von Reservaten im Nama- und Hereroland. Die Hauptfaktoren waren wohl eher die politische und soziale Diskriminierung und die Rechtsunsicherheit. 39

Auch der Umgang der Kolonialerober gegenüber den Stammeshäuptlingen und deren Familien änderte sich nach den Katastrophen von 1897. Vorher herrschte eine weitgehende Gleichberechtigung, danach kam es vermehrt zu Misshandlungen, Vergewaltigungen oder Morden an Mitgliedern von Häuptlingsfamilien. Ein solches Verhalten hätte vor 1897 eine Kriegserklärung nach sich gezogen, doch nun wurden es hingenommen. Die Macht der Häuptlinge sankt und die Proletarisierung der Ureinwohner ging einher mit der sinkenden Rechtssicherheit. Außerdem kam es nun häufiger zu rassistischer Artikulation der Siedler. Auch durch diese Gründe konnte eine Abwanderung einiger Hererogruppen nach Britisch-Betschuanaland beobachtet werden. 40

Ein weiterer Grund für die Erhebung ist wohl auch, bei den betrügerischen Geschäftspraktiken und der damit verbundenen Ausbeutung der Händler, zu finden. Durch die Kreditverordnung von 1903 wurde eine Verjährungsfrist für Schulden der Afrikaner, die sie bei den Händlern hatten, eingeführt. Demnach sollten Schulden, die nach einem Jahr noch nicht zurückgezahlt waren, verjähren. Doch was die Ureinwohner schützen sollte bewirkte das Gegenteil. Die Händler trieben daraufhin ihre Schulden mit allen Mitteln ein und somit erhöhte sich der finanzielle Druck auf die Afrikaner noch mehr. 41 Das Händlerunwesen bezeichnete auch Samuel Maherero, der Oberhäuptling der Herero, neben der Rechtlosigkeit, in einem Brief an Leutwein als Anlass und einen Hauptgrund für den Krieg. Dennoch war der unmittelbare Auslöser des Aufstandes, eine Morddrohung eines deutschen Offiziers gegenüber Maherero. 42 Nach dem Ende der Aufstände sagte ein befragter Herero selbst: "Der Krieg ist von ganz vielen kleinen Dingen gekommen, und hätte nicht (zu) kommen brauchen. Einmal waren es die ´Stuurmann´ (Kaufleute) mit ihrem schrecklichen Wucher und eigenmächtigen, gewaltsamen Eintreiben. [...] wer nicht zahlen wollte oder konnte, den verfolgten und plagten sie. [...] Aber das schlimmste Übel ist, was viel böses Blut und Streit hervorgerufen hat, die Vergewaltigungen unserer Frauen durch Weiße. Manche Männer sind totgeschlagen (worden) wie Hunde, wenn sie sich weigerten, ihre Frauen und Töchter preiszugeben [...]" 43

b) Der Ausbruch und Verlauf des Kolonialkrieges

b) a) Der Herero-Aufstand

Die Erhebung begann komplett überraschend für die deutschen Truppen. Am 12.01.1904 kam es zu ersten Angriffen im Distrikt Okahandja. 44 Es wurden 123 Deutsche, darunter Siedler und Soldaten der Stationsbesatzungen, getötet. 45 Dabei wurden aber ausschließlich Männer getötet, Maharero befahl dass Frauen und Kinder nicht angegriffen werden sollten. Sie wurden zwar vorerst gefangen genommen, aber nach den Kämpfen den Missionen übergeben. 46 Besonders Gouverneur Leutwein war verwundert von diesem Aufstand, da er stets darauf bedacht war, eine Eskalation mit den Afrikanern zu verhindern. Außerdem war er lange mit Maherero verbündet und sah diesen, als treuen Freund der Deutschen an. 47 Doch es gab Anzeichen, dass ein Aufstand beginnen könnte, denn es kam u.a. zu umfangreichen Käufen von Proviant durch die Herero. Außerdem berichten Siedler davon, dass sie gewarnt worden. So berichtet beispielweise Margarethe von Eckenbecher von einer Warnung durch ihre Waschfrau Emma. Doch das Überlegenheitsdenken lies die Siedler diese Warnzeichen nicht erkennen oder ernst nehmen. 48 Die Anfangsoffensive verlief sehr erfolgreich, so war nach einigen Tagen fast das gesamte Hereroland unter Kontrolle Mahareros. Es gab nur noch vereinzelt Militärstationen in denen sich die verbliebenen Schutztruppler verschanzen konnten. 49 So belagerten die Aufständischen deutsche Einrichtungen in Windhoek, Okahandja, Omaruru, Otjimbingue, Grootfontein und Outjo. 50 Außerdem zerstörten die Herero die Eisenbahnlinie Windhuk-Swakopmund an zahlreichen Stellen und unterbrachen die Telegrafenleitung. 51 Als direkte Reaktion wurden ca. 600 Herero, die als Arbeiter beim Bau der Otavibahn beschäftigt waren, interniert und später nach Südafrika abgeschoben. 52 Der Aufstand wurde dadurch begünstigt, dass Deutschen gerade damit beschäftigt waren, die Bondelswartrevolte im Süden niederzuschlagen. So war die Schutztruppe im Hererogebiet unterbesetzt und Gouverneur Leutwein nicht anwesend. (Dennoch begann die Revolte der Bondelswart ohne eine Absprache mit den Herero.) 53 Lediglich 756 Soldaten standen etwa 8.000 Herero-Kämpfern mit ca. 4.000 Gewehren gegenüber. 54 Die deutsche Bevölkerung in den umkämpften Gebieten konnte aber fliehen und zog sich in Festungen und Gebäude zurück, die von den Herero nicht angegriffen worden. 55

Durch die Gerüchte von Verstümmelungen und Morden an hunderten Männern, Frauen und auch Kindern, kam es zu einer Radikalisierung des Krieges. Doch in Wahrheit haben die Herero Frauen, Kinder und Missionare bewusst verschont und einige sogar in andere deutsche Siedlungen überführt. 56 Dennoch führten diese Gerüchte dazu, dass alle Herero kriminalisiert wurden. Obwohl sich bei weitem nicht alle an den Kampfhandlungen beteiligt haben. Doch bewirkte dies auch, dass nun Häuptlinge Teilnahmen, die sich bis dahin nicht beteiligen wollten. Dies geschah wohl auch, aus der Angst vor einer deutschen Gegenoffensive, heraus. Die neuen Verbündeten Mahereros, waren aber fast ausschließlich Angehörige der Herero, lediglich der Ovambohäuptling Nehale beteiligte sich an den Kämpfen. Dieser wollte aber nicht primär die Herero unterstützen, sondern nur die Kupfervorkommen von Tsumeb unter seine Kontrolle bringen. Als es gelang das nahe gelegene Fort Namutoni zu erobern und die deutschen Truppen von dort zu vertreiben, beteiligte Nehale nicht weiter an den Kämpfen. Dennoch wurde der Nachschub der Herero über die Gebiete der Ovambo organisiert und diese nahmen auch Hereroflüchtlinge bei sich auf. Andere Stämme, wie die der Nama oder der Bastards waren an keiner Allianz interessiert. Die Nama stellten sogar Hilfskontingente, welche die Kolonialherren unterstützten sollten.

Währenddessen gelang es den Deutschen durch die Marinesoldaten des Kreuzers Habicht, welche am 18.01.1904 in Swakopmund eintrafen und das Marine-Expeditionskorps, welches am 09.02.1904 dazu stieß, ihre Schutztruppe zu verstärken. 57 Mit den 82 Matrosen, den 1.141 mobilisierten Freiwilligen und Reservisten, aus der Kolonie und dem Deutschen Reich, kam die Truppe nun auf ca. 2.000 Mann. Bis zum April 1904 fielen etwa 210 Deutsche und 250 Herero in den Kämpfen von Ovikokorero, Oviumbo und Onganjira. Besonders die Deutschen litten hier unter dem Klima und unter dem Umgreifen von Typhus. 58

In den ersten Monaten konnten die Herero einige erfolgreiche Vorstöße gegen die unerfahrenen und unbeweglichen deutschen Truppen verzeichnen. Dies gelang, da die Schutztruppe, weder zahlenmäßig noch taktisch im Stande war, die Wende herbei zu führen. So konnten sie Militärstationen weiterhin belagern, Bahnlinien blockieren und Handelsniederlassungen überfallen. 59 Jedoch gelang ein entscheidender Sieg den Aufständischen nicht. Die Herero waren nicht zuletzt im Vorteil, da sie die Umgebung kannten und entschlossen waren ihr Land zu verteidigen. Sie verstanden diese Auseinandersetzung nämlich als Befreiungskrieg gegen ihre Kolonialherren. Die Deutschen behaupteten lediglich die Verbindungslinie der Eisenbahn, die in das Hereroland führte, sie reparierten diese Bahnlinie und sicherten einige Ortschaften. 60

Die deutsche Kriegsführung wurde auch dadurch erschwert, dass alle militärischen Entscheidungen in Berlin getroffen wurden und nicht vor Ort. Die militärische Gesamtleitung der Operation ging vom Chef des Generalstabes, Alfred von Schlieffen, aus. Dies zeigt, dass es sich nicht mehr nur um eine Niederschlagung eines Eingeborenenaufstandes handelte, sondern um einen Kolonialkrieg. 61 Außerdem verbot von Schlieffen, Leutwein Friedensverhandlungen ohne die Zustimmung und ausdrückliche Genehmigung des Kaisers, zu führen.

Ende Mai 1904 trafen weitere 4.654 deutsche Soldaten in Deutsch-Südwestafrika ein, um die Schutztruppe zu verstärken. Zum gleichen Zeitpunkt begannen die Herero sich mit ihren Familien und ihren Viehherden in das Gebiet um den Waterberg zurückzuziehen. Dort hofften sie mit den Deutschen in Friedensverhandlungen treten zu können. Doch Leutwein entwickelte eine Strategie um hier eine Entscheidungsschlacht zu suchen. Erst nach der Niederlage der Herero, wollte er über ein Unterwerfungsangebot sprechen. 62

Die Beendigung des Krieges zu diesem Zeitpunkt, wäre aber besonders durch die fanatische Stimmung der Siedler erschwert worden. So forderten die Deutschen im Schutzgebiet, unmittelbar nach dem Ausbruch des Aufstandes, einen Wandel in der Eingeborenenpolitik. So war die Meinung weit verbreitet nun die vollständige Entwaffnung und Entziehung von Land und Vieh anzustreben. Auch durch die Ermordung von Farmern im Hereroland wurden Stimmen laut die, die vollständige Vernichtung der Herero forderten, um eine rein weiße Kolonie zu schaffen. Doch Leutwein werte sich gegen diese Meinungen und verwies darauf, dass man die Herero als Arbeiter und Viehzüchter bräuchte. Dennoch stimmte er zu, die Ureinwohner zumindest politisch tot zu machen. Daher war er dafür alle Afrikaner zu entwaffnen und sie in Reservate zu vertreiben.

Unter seiner Führung kam es zu Massakern an den Aufständischen, speziell durch die Marinesoldaten des Kreuzers Habicht und eingezogene Siedler. Dennoch wies Leutwein die Behauptung zurück, einen Befehl ausgegeben zu haben keine Gefangenen zu machen. Trotzdem kam es auch unter ihm zu Todesurteilen an Gefangenen, da er die Aufständischen ohnehin nicht als reguläre Truppen ansah, sondern eher als Viehdiebe 63 oder "Marodeure". 64 So wurde der Ehrenkodex des deutschen Militärs, gegenüber Frauen und Kindern, außer Kraft gesetzt. Auf Protest des damaligen SPD-Vorsitzenden August Bebel, musste Leutwein diese Vorfälle im März 1904 einräumen. 65 Diese kämpfenden Aufständischen, wollte Leutwein nach den Kämpfen, in die ab 1904 entstehenden Gefangenenlager, bringen lassen. Diese Lager sollten Platz für 8.000 Personen bieten. Sie entstanden verteilt über die gesamte Kolonie. 66

Am 19.05.1904 wurde der Kriegszustand über die gesamte Kolonie ausgerufen und Generalleutnant Lothar von Trotha wurde zum Oberbefehlshaber berufen. 67 Er war ein erfahrener Kolonialkrieger und war schon an der Niederschlagung des Hehe-Aufstands und des Boxeraufstandes in China beteiligt. 68 Er wurde dem Kaiser direkt unterstellt und erhielt seine Befehle durch den Chef des Generalstabs. Leutwein blieb zwar Gouverneur, hatte aber auf die weiteren Kriegshandlungen keinen Einfluss. Von Trotha hatte nicht einmal eine Konsultationspflicht ihm gegenüber. Der neue Oberbefehlshaber kannte die Kolonie zwar nicht, empfand aber einen Rassenkrieg als Methode der Niederschlagung, als legitimes Mittel. Seine rücksichtslose Haltung zeigte sich u.a. dadurch, dass er befahl keine Kriegsgefangenen zu machen und noch während seiner Anreise den Kriegszustand ausrufen lies. 69

Am 11.08.1904 sollten die am Waterberg versammelten Herero in eine Kesselschlacht verwickelt werden, um eine Entscheidungs- oder Vernichtungsschlacht zu führen. Hierzu bildete von Trotha aus den Truppen der Infanterie und Artillerie sechs Abteilungen. Diese sollten von zwei Maschinengewehrabteilungen, acht Etappeneinheiten und drei einheimischen Hilfstruppenkontingenten begleitet werden. Seine Truppe bestand aus 4.000 Mann mit 1.500 Gewehren, 30 Geschützen und 12 Maschinengewehren. Diese sah sich 60.000 Herero gegenüber, unter denen die Mehrzahl Frauen und Kinder waren. Lediglich 6.000 waren bewaffnete Kämpfer, dennoch hatten sie weder Maschinengewehre noch Geschütze und wesentlich weniger Munition, als die deutschen Truppen. Von Trothas Männer sollten sternförmig auf das Plateau des Waterbergs zu marschieren. Doch dies war problematisch, da eine reibungslose Koordination und Kommunikation der Truppenteile dafür eine Voraussetzung war. Doch gerade die Funktechnik dieser Zeit war noch nicht auf dem Stand, dass man dies hätte gewährleisten können.

Seit Anfang August zog sich der Ring der Deutschen enger um das Gebiet der Herero. Diese blieben während dieser Zeit weitestgehend passiv, es wurden auch keine speziellen Vorkehrungen getroffen. Dies lässt sich wohl daher erklären, dass Maharero davon ausging, dass die Deutschen mit ihm Friedensverhandlungen aufnehmen wollten. Am 04.08.1904 gab von Trotha den allgemeinen Angriffsbefehl, aus dem hervorgeht das er gleichzeitig mit allen Kräften angriffen wollte. Am 11.08.1904 begann dann die Schlacht. Alles verlief wie geplant, bis eine Abteilung zur Missionsstation am Waterberg durchbrechen wollte und somit einen Direktangriff startete. Sie konnten zwar die Station einnehmen, doch dadurch war es den Herero möglich in den Südosten ausweichen. Von da aus konnten sie in die Omaheke-Wüste fliehen. An der Wasserstelle Hamakari befand sich die schwächste deutsche Abteilung, welche sich durch den Ansturm der Herero zurückziehen musste. Somit war die Flucht in die Omaheke-Wüste von keiner Seite geplant, sondern kam durch den unvorhergesehenen Verlauf der Schlacht zu Stande. Doch dieser ist nicht allein auf die schlechte Kommunikationsfähigkeit der deutschen Truppe zurückzuführen. Auch der Alleingang der Truppenteile, welcher die Station einnahm, ist ein Grund. Das Ergebnis der Schlacht war also nicht die komplette Vernichtung, sondern die Vertreibung vieler Herero in die Omaheke. 70 Dabei ließen sie viel Vieh aber auch Gegenstände wie Felle, Waffen und Munition zurück. Ein weiteres Ergebnis, ist aber auch, dass von Trotha nun gezwungen war, eine neue Strategie der Kriegsführung einzuleiten. Er entschied sich dazu die Herero zu verfolgen, um sie so in eine weitere Schlacht zu zwingen. 71 In der wasserarmen Omaheke-Wüste wollte man "vollenden, was die deutschen Waffen begonnen hatten: Die Vernichtung des Hererovolkes". 72 Des Weiteren sollte verhindert werden, dass die Herero Banden bilden konnten oder sich ins benachbarte Britisch-Betschuanaland absetzen können, um sich neu zu sammeln und einen weiteren Aufstand vorbereiten. So begann am 13.08.1904 unter Ludwig von Estorff und Berthold von Deimling die Verfolgung entlang der Grenze der Omaheke-Wüste. Hierbei befahl von Trotha zwar Beutevieh in Sammelstellen zu treiben, aber ausdrücklich nicht mit Feinden zu verhandeln, sondern sie sofort zu töten. Dennoch sollten keine Frauen und Kinder erschossen werden, jedoch kam es zu vielen Vorfällen solcher Art. Dies war aber, wie schon angesprochen, schon unter Leutwein der Fall.

Bis Ende August blieb von Trothas Versuch die Herero zu umzingeln erfolglos. Dies lag an dem zu großen Gebiet, den flexiblen Afrikanern und den vielen krankheitsbedingten Ausfällen unter den Deutschen. Ende September erfuhr von Trotha, dass sich die Herero am Fluss Eiseb, im Südosten der Omaheke, wieder sammelten. 73

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